Auf zu neuen Ufern

"Wenn du denkst, es geht nicht mehr, dann kommt von irgendwo ein Lichtlein her."

Genau so ging es mir anfangs vom Jahr. Ich dachte echt, das Jahr fängt ja toll an und wird noch schlimmer als das 2022. Ich hatte wieder immer Schmerzen im Oberbauch und meine Gelenke wollten auch nicht wie ich, dann noch die ständige Müdigkeit aber schlafen konnte ich in der Nacht auch nicht wirklich.

Ich musste dann einen Ultraschall machen lassen und da dieser nichts ergeben hatte eine normale Magenspiegelung, da die auch nichts ans Licht brachte, wurde ich zu einer Magenspiegelung mit Ultraschall von Innen im Triemli angemeldet und musste wegen den Gelenkschmerzen eine Ganzkörperszintigraphie machen lassen.

Zwischen diesen beiden Untersuchungen lag noch das Weihnachtessen von meinen Arbeitgeber. Wir wurden zum Essen auf ein Schiff auf dem Vierwaldstättersee geladen. Der Abend fing toll an und es herrschte eine gute Atmosphäre, die Band machte Stimmung und der Bauchredner war ab und an auch witzig. Das Essen war gut und ich hatte einige gute Unterhaltungen, aber beim Dessert viel die Stimmung auf den Nullpunkt, der Chef hielt eine Rede, bedankte sich bei seinen Mitarbeitern und teile mit, dass er die Läden per 1.5.23 an unseren Hauptkonkurrenten verkauft. Als dann auch dieser noch das Wort an uns richtete, wusste mein Tisch, dass wir keine Zukunft mehr haben und uns alle einen neuen Job suchen müssen. Ich konnte dann rasch nicht mehr und weinte nur noch, zum Glück ging es ganz vielen meiner Kolleginnen auch so. Wir konnten es nicht fassen, waren schockiert und ich für meinen Teil auch menschlich extrem enttäuscht. Das schlimmste war, wir konnten ja nicht mal davon laufen, wir waren auf diesem Schiff gefangen und nach dieser Top Nachricht wurde uns auch noch ein Komiker vor die Nase gestellt... 

 

Auch am Sonntag und die weiteren Tage herrschte noch Weltuntergangsstimmung und ich konnte wegen einer Kleinigkeit anfangen zu heulen. So kannte ich mich gar nicht, es war jetzt einfach alles zu viel, das nicht Wissen was mit meiner Gesundheit los ist und die Angst keinen Job mehr zu finden, belastet mich einfach sehr. Auch meine Arbeitskollegen hatten natürlich keine gute Laune und weinten auch immer mal wieder wenn wir zusammen im Büro waren. 

Trotz allem dachte ich mir, du musst jetzt einfach Gas geben und nach vorne schauen. Ich machte daher meine Bewerbungsunterlagen fertig, meldetet mich bei RAV an und machte eine Wiederanmeldung bei der IV, um Hilfe bei der Stellen suche zu bekommen. 

Natürlich fing ich auch an mich an diversen Orten zu bewerben und bekam zum meinem Erstaunen sehr positives Feedback, hatte einige gute Telefongespräche und bekam schnell die Chance auf Vorstellungsgespräche. Ein sehr gutes Gefühl, dann ging plötzlich alles ganz schnell, am 17.1 ein Telefon mit der Frage, ob ich am 19.1 Zeit hätte um mich persönlich vorzustellen, natürlich nahm ich mir diese Zeit. Am 19.1 dann das Vorstellungsgespräch, gegenüber von mir sassen zwei sehr positive Menschen, die sogar kein Problem mit meiner gesundheitlichen Situation hatten, sie fanden es sogar völlig daneben, dass ich wegen meiner Gesundheit bei gewissen Arbeitgebern gar keine Chance bekomme. Da mir sehr ehrlich gesagt wurde, dass mein Profil eigentlich nicht auf diese Stelle passe, sie mich aber gerne aus verschiedenen Gründen kennenlernen wollten, ging ich mit einem guten Gefühl aus dem Gespräch aber nur mit einer kleinen Hoffnung auf diesen Job. Am Abend klingelte dann mein Handy und ich wurde bei einer anderen Stelle zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Es hätte definitiv schlechter laufen können. Am 20.1 ging ich dann am Morgen zu meinen ersten RAV Termin und war dort von meiner Beraterin extrem überrascht, sie wollte mir wirklich helfen, hat meine Krankheiten und die Einschränkungen voll akzeptiert. Nach diesem Gespräch ging ich dann noch nach Rappi zu einem Stellenvermittler. Dort lief es auch gut, sie hatten gleich zwei Stellen für mich und wollten dort meine Unterlagen einreichen. Dann gings zurück an meine noch Arbeitsstelle, am Mittag bekam ich dann das erlösende Telefon, ich konnte die Stelle haben auf die mein Profil eigentlich gar nicht passte, ich sagte zu und ging am Nachmittag bereits auf ein Kaffee vorbei, um einen Teil meiner neuen Arbeitskollegen kennenzulernen. Das Beste ist, meine Arbeitskollegin, die mit mir seit Jahren zusammenarbeitet, wurde dort auch gleich genommen. Am 1.2.23 geht es schon los, es wartet ganz viel Neues auf mich. Ich freu mich auf die neue Herausforderung und kann es immer noch nicht fassen, ging alles so schnell...

Wenn mir jemand am 8.1.23 gesagt hätte, dass das Jahr 2023 doch noch positiv für mich anfangen würde, hätte ich nur geschrien und gesagt, verarschen kann ich mich selber... 

Ich weiss noch nicht wieso die Schmerzen immer da sind, aber immerhin konnte man bis jetzt nichts schlimmes finden und die Suche geht weiter.

Ich zieh im Moment noch ein wenig meine Restferien ein, erhole mich von den Strapazen von Anfang des Jahres. Die Ungewissheit, die Angst um die Zukunft und vieles mehr haben doch ein wenig Kraft gekostet.

Ich freu mich aber extrem über den neuen Job und all die Herausforderungen, die er mit sich bringt. Es geht für mich definitiv auf zu neuen Ufern, der neue Job hat nämlich gar nichts mit meinem Alten zutun, öffnet mir aber einige Türen. 

Auch wenn ich zuerst sehr enttäuscht war von meinen "alten" Arbeitgeber, ich war ja schliesslich 12 Jahre dort und gab immer mein Bestes, bin ich Mittlerweilen froh, bekam ich diesen Tritt in den Hintern, denn so bin ich aus der Komfortzone herausgekommen und geh nun endlich den beruflichen Weg, denn ich schon lange einschlagen wollte. Ein Ende ist auch immer ein Anfang...

Was haben wir aus all dem gelernt? Aufgeben ist keine Option und wo eine Türe geschlossen wird, geht eine andere auf.

Bleibt positiv und wagt euch an Neues, verlässt eure Komfortzone, es gibt noch so vieles im Leben zu entdecken.

Corine mit Burby & Flynn

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